Edirne bis Belgrad

Nach unseren Ruhetagen ging es zuerst einige Kilometer durch Griechenland bevor wir die Grenze zu Bulgarien überquerten. Wie schon so oft staunten wir auch hier, wie viel sich nach einer künstlich gezogenen Landesgrenze schlagartig änderte! Es waren keine Kopftücher mehr zu sehen oder Muezine zu hören, die Häuser waren einfacher, dafür konnte man nun überall Lidl, Billa und sonstige importierten Riesen finden. Schon in der Türkei verstanden wir ja kein Wort mehr, nun kam uns aber zusätzlich die Schrift ziemlich spanisch vor! An diese kyrillische Schrift mussten wir uns erst gewöhnen! Ziemlich markant veränderte sich aber auch die Mentalität der Menschen. Die Bulgaren begegneten uns viel zurückhaltender und schienen teilweise genervt, wenn wir ihre Sprache nicht verstanden.

So oft es ging versuchten wir auf dem Weg nach Sofia die stark befahrene Hauptverkehrsachse zu meiden und wichen auf die kurvigeren Nebenstrassen aus. Aber auch die Fahrt auf der Hauptstrasse hatte durchaus seine spannenden Seiten. So überholten uns hauptsächlich Fahrzeuge mit deutschen, holländischen oder österreichischen Kennzeichen. Nach genauerem Beobachtungen urteilten wir, dass es sich meist um Ausland-Türken handeln muss. Wie ruhig muss es auf dieser Strasse wohl sein, wenn die Ferienzeit vorüber ist ;-). Genossen haben wir auf dieser Strecke die super ausgebauten Tankstellen. Immer mit gemütlichen Tischen, sauberen Toiletten, Glaces und meist mit wifi. Die Pausen dort wurden dann vielfach länger als verdient ;-)!


Entlang mittlerweile verblühten Sonnenblumenfelder und viel Landwirtschaft pedalten wir durch Bulgarien und überholten dabei immer wieder Esel- oder Pferdefuhrwerke. Da Unterkünfte eher Mangelware darstellten verbrachten wir einige Nächte im Zelt. Die Sonne brannte noch immer erbarmungslos vom Himmel und so steuerten wir für die nächste richtige Dusche die Stadt Plovdiv an. Ein Glückstreffer! In Plovdiv gab es eine wunderschöne Altstadt mit toll gelegenem Amphitheater zu bestaunen!

Und dann – waren wir plötzlich ziemlich schnell in Sofia. Als wir am darauf folgenden Tag nach einsetzendem Regen, fehlender Unterkunft und kaputtem Pneu unter der Eisenbahnbrücke den Zug stehen sahen, stiegen wir kurzerhand um und erreichten 2 Stunden später die Hauptstadt Bulgariens. Dort kämpften wir uns ziemlich orientierungslos durch die Stadt und es brauchte einige Zeit und viele Nerven, bis wir im erstbesten Hostel eincheckten!

Die nächsten Tage zeigte sich uns Sofia doch noch von der schönen Seite! Wir besuchten die schönen Kirchen, schlenderten durch Gassen und Parks und genossen die guten Restaurants.

Um das Balkan Gebirge nördlich von Sofia zu überqueren suchten wir uns natürlich die Route aus, welche die geringste Steigung aufwies ;-)! Was folgte war eine wirklich wunderschöne Strecke durch die Iskar-Schlucht! Da wir dem Flussverlauf folgten, waren die Steigungen auch wirklich in der Unterzahl!

Kurz darauf erreichten wir im bulgarischen Lom die Donau, der wir nun wahrscheinlich bis Wien folgen werden. Am Abend gingen wir gemütlich Essen, doch die Nacht wurde dadurch eher ungemütlich. Eine Magenverstimmung hielt uns auf Trab und wir waren nicht in der Lage am nächsten Tag weiterzufahren. So hatten wir unverhofft einen „Ruhetag“ an dem wir vor allem schliefen, Bouillon assen und Wasser tranken. Noch nicht ganz voll bei Kräften kämpften wir uns dann ins 54km entfernte Vidin welches schöner als Lom sein sollte und machten da nochmals einen Tag Pause. Andreas, den wir in Istanbul getroffen hatten, und seine Freundin Steffi überholten uns hier. Wir verbrachten einen netten Nachmittag zusammen und sie überbrachten uns zudem unsere Badetücher welche wir im Hostel in Istanbul vergessen hatten. So konnten wir nach 20 Tagen endlich wieder mal duschen! 😉

Vidin war gemütlich, hatte einen guten Supermarkt und eine alte Festung. Witzig waren die kleinen elektrischen Autos womit Kinder fahren konnten, doch teilweise wurden sie von den Eltern ferngesteuert! 😉

Nach Vidin erwartete uns eine sehr schöne Strecke des Donau Radweges. Das Donau Durchbruchstal, durch die südlichen Karpaten. Die Strasse führte ca. 100km weitgehend durch einen Nationalpark vorbei an der engsten Stelle der Donau und war dadurch auch ziemlich felsig. Uns gefiel es hier sehr gut obwohl es manchmal den Anschein machte, als wolle der Wind uns nicht nach Hause fahren lassen.

In Serbien bzw. in dieser Gegend findet man vielfach eher ein Privatzimmer zu mieten, weder eine Pension oder ein Hotel. Meistens hat man dann eine kleine Wohnung oder ein Zimmer welches nicht mehr gebraucht wird. Ist noch ganz witzig doch ohne serbisch bleibt die Unterhaltung gerade einmal auf das Wesentlichste beschränkt. 😉

Da wir noch genügend Tage Zeit hatten bis nach Belgrad legten wir am Silver Lake nochmals einen Ruhetag ein und genossen das Nichtstun an einem serbischen Touristenort. Wir kühlten uns im See ab, lagen in der Wiese (die meisten serbischen Touristen auf dem Kiesstrand ;-)) und genossen die gemütlichen Restaurants.

Von hier bis nach Belgrad fuhren wir einige Kilometer auf dem Dammweg. Man kann nicht sagen es war gut, jedoch auch nicht schlecht, da sicher der Zustand der Strasse teilweise jeden Kilometer änderte – von unbrauchbar bis zu einem ganz angenehmen kiesigen Feldweg.

Kurz vor Belgrad entschieden wir uns dann gegen den als schwer befahrbar bezeichneten Radweg und zogen die Hauptstrasse vor. Da diese eine selten befahrene Busspur beinhaltete, war das Radfahren viel angenehmer als erwartet. Nachdem wir auf dem Trottoir die etwas abenteuerliche Brücke zur Stadt überquert hatten, waren wir auch schon beinahe bei unserem Hostel und erleichtert, dass alles so reibungslos geklappt hatte. Hier nutzten wir die Zeit um mal wieder zu waschen, an der Homepage zu arbeiten und das Tandem zu flicken. Mit Sightseeing hielten wir uns zurück, da wir fürs Wochenende Besuch aus der Schweiz erwarten! Wir freuen uns schon riesig darauf, mit Sandro Belgrad zu entdecken ;-)!

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