Istanbul bis Edirne

Unsere letzte Woche in Sydney verging wie im Flug. Tobu-räumen und reinigen, Flyer aufhängen, umpacken, aber auch ein Besuch bei der Schweizer Bäckerei und ein gemütliches Wochenende mit Silvan und Sarah standen auf dem Programm.

Dann war es soweit – ein letztes Mal auf unserer Reise um die Welt, stand uns eine Etappe mit Sicht aus der Vogelperspektive bevor. Silvan chauffierte uns zum Flughafen und leicht nervös wie jedes Mal, stellten wir uns beim Einchecken in die Kolonne. Nacheinander stellten wir unsere Gepäckstücke samt Tandem auf die Waage und atmeten erleichtert auf, als die Dame am Schalter meinte: „You made it!“. Weshalb sie statt der 2 x 20kg, 2 x 30kg durchgehen liess stellten wir nicht weiter in Frage und genossen entspannt unsere letzten Stunden in Australien im quirligen Treiben des Flughafens.

23 Reise-Stunden dauerte es um vom australischen Winter in den türkischen Sommer zu fliegen. Der Tag war noch kaum angebrochen, als uns das Taxi gekonnt durchs Gewühl zum Hostel fuhr, welches mitten im touristischen aber schönen Stadtteil Sultanahmet lag. Dort verzogen wir uns erst mal für einige Stunden ins klimatisierte Zimmer bevor wir uns ein erstes Mal ein Bild der überfüllten, spannenden und farbigen Stadt machten. Schön – wieder in eine neue und ganz andere Kultur eintauchen zu können!Die folgenden Tage bestaunten wir die imposanten Moscheen, lauschten osteuropäischen und asiatischen Klängen am Jugend- und Kulturfestival, beobachteten fasziniert das Treiben am goldenen Horn (Bucht), genossen die Aussicht vom Pierre Lotti Café und schlenderten durch Gassen, Strassen und Bazaars. Zwischendurch holten wir den verpassten Schlaf nach, schwitzten, setzten das Tandem zusammen (alles noch ganz J), schwitzten, genossen es mal wieder unbegrenzt „wifi“ zu haben und Podcasts herunterladen zu können, schwitzten weiter und starteten natürlich die Suche nach DEM Dürüm oder Kebab oder wie auch immer… Schliesslich dürfen wir jetzt Fastfood essen ohne gleich als Kulturbanausen zu gelten ;-). Leider mussten wir bald feststellen, dass wir die „verschweizerischte“ Form den Originalen vorziehen!

Nach 5 Tagen Istanbul nahmen wir dann definitiv unsere Heimreise in Angriff! Um dem Stadtverkehr entgehen zu können schipperten wir mit der Bosporus-Fähre Richtung schwarzes Meer. Nach einem Mittagessen im Fischrestaurant setzten wir uns um 16.00 Uhr dann doch noch aufs Tandem – zum Glück wird’s hier erst um etwa 21.00 Uhr dunkel. Wir pedalten durch ruhige Vorstadt- und Industriegebiete, welche ausser zwei schönen alten Viadukten nicht wirklich viel Sehenswertes zu bieten hatten.
Nach etwa 20 Kilometern dann doch noch – der obligate platte Reifen wie an jedem 1. Reisetag einer neuen Etappe 😉 – bereits das fünfte Mal!! Wenig später stellten wir unser Zelt bei einem Picknikplatz auf, nachdem wir uns im Migros (J) mit dem Nötigsten fürs Abendessen eingedeckt hatten.

Die nächsten zwei Tage kamen wir nur langsam vorwärts und kämpften mit der Hitze! Nachmittags brannte die Sonne gnadenlos auf die Strasse, so dass der aufgeweichte Asphalt an unseren Pneus klebte und ein hässlich schmatzendes Geräusch von sich gab. Leichte Steigungen fühlten sich an wie Höchstleistungssport. Immer wieder stellten wir uns für Trinkpausen in den Schatten und gönnten uns an den Tankstellen ein gekühltes Fanta oder ein Eis.
Die Gastfreundschaft der Türken machten die Tage trotzdem zu schönen Erlebnissen. So durften wir in Kestanelik bei Emre zu Hause übernachten, wurden bekocht und bewirtet. Unterwegs bot man uns immer wieder Tee, Joghurt oder Wasser an, winkte uns zu und bat uns zu sich an den Tisch, wo dann Melonen, Ayran (Joghurt-Getränk) und vieles mehr aufgetischt wurde. Obwohl wir das erste Mal in einem Land unterwegs sind, in welchem wir die Landessprache überhaupt nicht sprechen und Englisch nicht weit verbreitet ist, sind die Menschen gastfreundlich und offen wie in keinem anderen Land!

Nach 3 Tandem-Hitze-Tagen war es Zeit für einen Ruhetag in Saray und eine Strategieänderung. So klingelte der Wecker die folgenden Tage nicht mehr um 7.30, sondern um 6.00 Uhr. Um 7.00 Uhr sassen wir im Sattel und genossen für 2-3 Stunden angenehm, kühle Bedingungen. Wir radelten auf nur leicht befahrenen Strassen entlang von Sonnenblumen- und Getreidefeldern und erreichten unsere Tagesziele jeweils bereits um die Mittagszeit – vor der grossen Hitze J.
Wir sind nicht die einzigen Velofahrer auf dieser Strecke. Das holländische Ehepaar Wim und Marga haben ihr Ziel – Istanbul – bald erreicht und vermachten uns kurzerhand ihre nicht mehr benötigten Landkarten und Donau-Radweg-Führer. Einmal mehr die Bestätigung: Es kommt gut, so wie es kommt! J!

Nun sind wir in Edirne, dem nordwestlichen Zipfel der Türkei, angekommen und machen Pause! Besichtigen die geschichtsträchtige, schöne Stadt mit der gemütlichen Fussgängerzone und der beeindruckenden Moschee und nutzen die Zeit um die Abstände der Homepage-Einträge mal wieder zu verkürzen ;-)!

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