Brüssel bis Amsterdam

Auf Empfehlung von Maarten, dem Holländer den wir in Metz (F) getroffen haben, wollten wir Holland vom südlichsten Zipfel her abstrampeln. Wir gönnten uns eine Zugfahrt von Brüssel nach Maastricht und genossen es, mal wieder ohne eigene Kraftanstrengung vorwärts zu kommen.

In Maastricht erwarteten uns viele, viele Velos und eine Stadt mit vielen Steinhäusern, Stadtmauern und Blumen. Zudem trafen wir zwei Engländer, welche ebenfalls mit dem Tandem unterwegs sind. Sie starteten ihre Europareise eine Woche zuvor und hatten grosse Probleme mit den Speichen am Hinterrad. Diese brachen tagtäglich und verunmöglichten die Weiterreise. Wir sind also sehr glücklich mit unserem alt bewährten Tandem und den bisher 4 platten Reifen ;-)!

Von Maastricht aus folgten wir der nationalen Veloroute Richtung Nijmegen. Der Veloweg war zwar schön, trieb uns aber mit den vielen Kurven fast zur Verzweiflung. Ich hatte teilweise das Gefühl als würden wir im Kreis fahren. Wir zogen es deshalb teilweise vor, uns unsere Route selbst zu gestalten. Die Velowege sind ja eigentlich überall und man kann sich anhand von Knotenpunkten ganz einfach selbst eine Route planen. Holland ist wirklich sehr flach und solange sich der Wind in Grenzen hält, kommt man gut voran.

In Nijmegen trafen wir Maarten wieder, der von seiner Speedtour nach Südfrankreich zurückgekehrt war. Er lebt zusammen mit 10 weiteren Männern und Frauen in einer Studenten-WG. Wir wurden bekocht und konnten auf bequemen Matratzen im Zimmer von Maarten übernachten. Am Freitag 30. April stand in Holland ein grosser Feiertag an – Queensday (der Geburtstag der ehemaligen Queen). Bereits am Abend zuvor findet jeweils die Queensday-Vorabendparty statt. So duften wir am Donnerstag bleiben und legten noch einen Ruhetag ein. Maarten zeigte mit einer kleinen Fahrradtour noch das flache Umland von Nijmegen mit vielen Seen, wunderschönen kleinen Restaurants, verschiedensten Tieren und dies bei prächtigem Sonneschein. Kleine Fahrradtour heisst für Maarten ca. 40km!
Nach einem erneuten, feinen Essen in der WG und einer gemütlichen Runde gingen wir an die Queensday-Vorabendparty.
Am eigentlichen Queensday fuhren wir dann weiter Richtung Utrecht. Und da haben wir wieder einen persönlichen Rekord gebrochen, so früh sind wir noch nie bepackt gewesen und losgefahren; 7.30 Uhr!!
Maarten und seine Freundin fuhren in die Ferien und mussten um 7.15 Uhr das Haus verlassen. 😉

Die ersten Kilometer hatte nur Monika ein Versteck vor dem Gegenwind, danach konnten wir in einem Naturschutzgebiet mit Wald dem Wind und dem einsetzenden Regen ein bisschen ausweichen.
In Utrecht machten wir uns bereit für die eigentliche Queensparty. Es war schwierig vorzustellen, wie die Stadt ohne all den Abfall und die vielen, teilweise betrunkenen Holländer aussieht, erst nachdem wir uns verlaufen haben sahen wir den Charme der Stadt mit einem Fluss wie in Venedig, alten Häusern und herzig dekorierten Gassen.

Die kurze Strecke nach Amsterdam ist eigentlich nichts besonderes, doch auch in eine grosse Stadt führt immer ein „Fietspad“. Wir stellten unser Zelt zwischen alle, Queensday, Ferien und Weekend Touristen.
Den angebrochen Tag nutzten wir um unsere bereits überfällige Wäsche zu waschen.
Als wir nach dem Konzert im Camping Restaurant uns auf den Schlafsack freuten, war das Zelt erstaunlich leer. Nur noch die „Mätteli“ und unsere sauber gewaschene Wäsche im Zelt von den Schlafsäcken keine spur!!! Die Nacht verbrachten wir nun mit zwei Steppdecken welche wir bekommen haben.
Heute hat es den ganzen Tag nur gestürmt und geregnet, da alle Läden sowieso geschlossen haben, machen wir uns morgen auf die Suche nach neuen Penntüten. Und nebenbei, dem Dieb wünsche ich einen Getriebeschaden mit 220km/h auf der Autobahn!! (Das hat Martin geschrieben – obwohl ich der Person natürlich auch nichts Gutes wünsche…)!

Was uns besonders aufgefallen ist:

  • Grosse Velos, kleine Velos, farbige Velos, geschmückte Velos, Transportvelos….
  • Auf den Velos: Alte, Junge, Kleine, Grosse, elegant Gekleidete, sportlich Gekleidete
  • Velowege, überall Velowege; eigene Ampeln, teilweise eigene Strassen und fast immer Vortritt
  • Sehr viele Elektro-Rollstühle – das Gesundheitssystem muss sehr intakt sein, oder: Velowege sei dank…
  • Im April kann es auch sehr warm sein (27 Grad :-)!)
  • Sehr gepflegte Häuser mit sehr gepflegten Gärten…
  • Praktisch keine Gaufres mehr…
  • Es gibt Rivella in den Supermärkten, aber leider nur das Blaue – kein Wunder dass die Holländer es nicht mögen…
  • Viele, viele Tiere: Pferde, Ponys, Zwergponys, Kühe, Schafe, Geissen und alle Arten von Vögeln…
  • Um 7.30 Uhr loszufahren, ist eigentlich wunderschön, doch viel zu anstrengend!
  • Wir sind seit 30 Tagen unterwegs und hatten erst 6 Tage regen.
  • Eigentlich heisst es Niederlande. Holland ist nur ein Teil davon, jedoch wissen es teilweise nicht einmal die Einheimischen, so belassen wir es ebenfalls bei Holland… 😉

Luxembourg bis Brüssel

Nach drei Tagen in der schönen Stadt Luxembourg brachen wir auf Richtung Brüssel. Unsere Route führte uns an die deutsch-luxembourgische Grenze und von dort der Our entlang Richtung Norden. Luxembourg machte uns weiterhin einen sehr gepflegten, freundlichen Eindruck mit schönen Velorouten. Das alle Luxembourger scheinbar nebst luxembourgisch auch französisch oder deutsch sprachen, fanden wir zunächst toll. Schon bald zeigten sich jedoch die Tücken: Wollten wir irgendwo etwas bestellen wussten wir jeweils schon zu Beginn nicht, mit welcher Sprache wir loslegen sollen. Normalerweise spricht man die Landessprache ein wenig oder versucht sich gleich auf Englisch oder so zu einigen.

Die Nächte waren zwar noch immer kalt, die Tage aber angenehm und sonnig. Auf den Campingplätzen war man meist noch auf Camperbetrieb und nicht auf Zeltbetrieb eingestellt, so dass wir neben der Benützung der Toiletten und Duschen nicht viel profitieren konnten – aber immerhin. Das Tandemfahren machte wirklich Spass! Naja, hätten sich uns da im Grenzgebiet Luxembourg / Belgien nicht die Pässe der Ardennen in den Weg gestellt. Die gingen bis unglaubliche 540 Meter über Meer ;-). Auch wenn wir wirklich mächtig ins Schnaufen kamen, war das natürlich halb so schlimm!

Obwohl wir die Grenze zwischen Luxembourg und Belgien ohne Markierung überquerten war sie doch gut zu spüren. Die Strassen wurden etwas holperiger und sorgten dafür, dass Martin so richtig gefordert wurde. Die offiziellen Velowege wurden von den Einheimischen als „magnifique“ bezeichnet, waren dann  jedoch oft Pflastersteinwege und holprige Strassen. Na gut, wir sind wahrscheinlich etwas verwöhnt, schliesslich scheint es auch den vielen belgischen Rennvelofahrern auf diesen Strassen zu gefallen.

Landschaftlich war die Stecke auch wirklich schön. Sie führte uns Kanälen und Flüssen entlang, an welchen viele schöne Backsteinvillen, Felsen und Wälder zu sehen waren. In den kleinen Städten Dinant und Namur gab es zudem Burgen und Schlösser zu bewundern.

Die Strecke von Namur bis Brüssel (mit 112 km unsere längste Etappe :-)) führte uns sehr flach, auf den holperigen Strassen dem Kanal entlang und dem Wind entgegen. In Ronquières legten wir einen Zwischenhalt ein und besichtigten das Schiffshebewerk. In zwei Trögen können die Frachtschiffe mit Hilfe eines Schrägaufzuges den Höhenunterschied von knapp 70 Metern überwinden. Der Transport eines Schiffes über die schiefe Ebene dauert 40 Minuten. Wir haben uns immer wieder gefragt, ob sich das wirklich lohnt. Aber eben, die werden schon wissen, was sie machen. Eindrücklich anzuschauen war es sowieso. Ziemlich geschafft kamen wir Abends um ca. 19.30 im Zentrum von Brüssel an und stellten fest, dass wir weder eine Adresse noch eine genaue Karte von Brüssel besassen um herauszufinden, wo sich die Jugendherberge befindet. Glücklicherweise wurden wir von drei Schweizern aus Vevey angesprochen welche uns dann mit ihrem Reiseführer weiterhelfen konnten.

Die nächsten zwei Tage besichtigten wir die Stadt. Die vielen Gegensätze waren spannend – ärmere afrikanische oder islamische Viertel, die modernen Gebäude der EU, die gepflegten Pärke, die multikulturellen Märkte, die alten Gebäude in der Innenstadt und unzähligen Touristenrestaurants in den engen Gassen. Natürlich stärkten wir uns zwischendurch immer mal wieder mit belgischen Waffeln :-)!

Was uns besonders aufgefallen ist:

  • Auch in Luxembourg und Belgien gibt es noch immer viele Pain au chocolat, Gaufres und Schokolade – und die belgische Schokolade ist leider wirklich gut…
  • Die Reiseroutine hat sich mittlerweile eingestellt und fast alles hat seinen Platz :-), (nur das „Abwaschlümpli“ noch nicht)
  • Der Frühling zeigt sich – schöne Farben, vielfältige Blumen, Vogelgezwitscher, Jungtiere…
  • Amsterdam  und Brüssel könnte man ohne Probleme auch in zwei Tagen besichtigen (so zwei kolumbianische Studentinnen aus Paris)… für uns undenkbar ;-)!
  • Der Sprachkonflikt zwischen flämisch Belgien und französisch Belgien scheint schlimmer zu sein als der Röstigraben…